
SIND
"Kino Kosmos", das aktuelle Albumvon SIND, ist ein gleichermaßen rühriger wie spaßiger Blick zurück auf die Ursprünge der Band. Am 28. Oktober präsentieren die Berliner ihr Werk dem Stuttgarter Publikum im Im Wizemann.
Band als Familie, Familie als Band: Nach ihrem letzten Album hat sich für SIND das Konzept „Band“ aufgelöst, sie sind zusammengewachsen als Kern eines Kollektivs aus Freund*innen. In diesem Sinne ist auch ihr drittes Album, „Kino Kosmos“ entstanden: Es geht um Freundschaften, um Familie, um die Menschen um uns herum, aber auch um Orte, die verschwinden und Umstände, die sich verändern. „Aber das immer auch mit einem zwinkernden Auge“, wirft die Band ein. Da wären zum Beispiel die halbernste Glamrock-Nummer „Deine Likes“ über die Kluft zwischen der digitalen Welt und realen Gefühlen. Den Balanceakt zwischen Lachen und Weinen, Nostalgie, Gegenwart, Melancholie und Freude fängt das Titelstück „Kino Kosmos“ besonders emotional ein: Fest im Ostberlin der 2000er eingeschrieben – das Kino Kosmos war einst das Premierenkino der DDR – erzählt es im schönsten Indiepop herzzerreissend detailreich von den unbeschwerten, endlos langen und ewig kurzen Tagen ohne Verpflichtungen. Davon, mit der ersten Liebe River-Cola ins Kino zu schmuggeln, mit der Oma im Auto nach Polen zu fahren, um zu tanken, Zigaretten zu holen, Haare zu schneiden und für zehn Euro vom Taschengeld gefälschte Fußballtrikots seiner Idole zu kaufen. „Raus in die Stadt, Freiheit spielen“, singt Hannes, „mussten nirgendwo mit der Zeit, nicht warum und wieso, nur Träumen, vielleicht“, und plötzlich tut es da weh im Herzen, genau da, wo die verschüttete Erinnerung sitzt.
„Kino Kosmos“ ist ein Album, das seine Hörer*innen immer wieder an die Hand nimmt zu einer Reise an die Orte, die für SIND ihre Geschichte ausmachen. Aber genau das macht das Album trotzdem so universell, denn über diese Orte erzählen SIND eine Geschichte von Coming of Age und Erwachsenwerden, von Loslassen und Weitergehen, die auch in Oberbayern oder auf dem platten Land letztendlich nicht anders abläuft, als zwischen Karlshorst, Kino Kosmos und Templin. „Kino Kosmos“ ist eine Ode an Freundschaften, an die Menschen, die dein Leben prägen, und vor allem an die Lust an der Musik, die Spielfreude der Band, die man in jedem Song raushören kann.