
Im Wizemann
Engin
"Nacht"-Tour 2023
Mit "Nacht" hat ENGIN ein fulminantes Debütalbum vorgelegt. Am 8. Juni stellt das Mannheimer Trio, dessen deutsch-türkischer Indierock sich aus Freundschaft speist, ihr Werk in Stuttgart im Im Wizemann vor.
In der Nacht liegt die Essenz unseres Lebens. Raus in die Welt. Andere erkennen und sich selbst verlieren.Die Straße, der Kiosk, die Party sind stete Versprechen auf Verwandlung. Die Mannheimer Band ENGIN zieht uns auf ihrem Debütalbum „Nacht‟ hinein in die Stunden zwischen Nachmittag und nächstem Morgen. Vom Bett in die Bar. Vom Rausch in die Tiefe. Und zwischen glitzerndem Dreck eine Ahnung von Liebe. Dieses energetische Trio liefert in seinen zehn Songs eine grandiose Lebensgefühlverdichtung. Und das in einem detailverliebten wie hoch eingängigen Sound, der sich gut und gerne als deutsch-türkischer Indierock bezeichnen lässt. Und der Pop, Jazz und Psychedelia äußerst klug und mit großer Geste umarmt. Roh, hypnotisch und immer wieder tanzbar erzählt ENGIN von all dem, was die Nacht offenbart. Schönheit und Schmutz, Irrwitz und Abenteuer, Einsamkeit und Euphorie.
Der Sound der Band speist sich aus Freundschaft. Und aus der Familiengeschichte von Engin Devekiran. Mit Schlagzeuger Jonas Stiegler spielte er bereits seit der fünften Klasse zusammen in Bands. Bis Jonas an die Jazz-Hochschule in Mannheim ging, während Engin erst Psychologie studierte und dann an der Popakademie seinen Traum vom Musikmachen verfolgte. Dort lernte er Bassist David Knevels kennen. Und als Trio sind sie nun davon angetrieben, mit großer Neugierde unterschiedliche Einflüsse zu ihrem ganz eigenen Stil zu verbinden. Befeuert von den musikalischen Erkundungen, die Engin Devekiran während der Pandemie anstellte: „2020 habe ich begonnen, mich stärker mit meinen türkischen Wurzeln zu befassen. Mein Vater war in den 1960ern als Gastarbeiterkind nach Deutschland gekommen. Mein Türkisch wiederum hat einen deutschen Akzent. Ich habe mich gefragt: Wo gehöre ich überhaupt hin? ‟ Antworten fand er gemeinsam mit seiner Band im kulturellen Reichtum zwischen den Welten. Etwa im Anadolu Rock der 70er. In den einfallsreichen Fusionen von Größen wie Barış Manço und Cem Karaca. Aber auch eine aufrichtige popkulturelle Liebe von Pink Floyd über Altın Gün bis zu The War On Drugs ist überdeutlich zu spüren. „Die Musik muss gut schwingen, mit einer guten Emotion. Dann lassen sich auch neue Hörgewohnheiten etablieren‟, erklärt Jonas.
Und besonders eindrücklich ist diese Energie live zu erleben: Die Melodien, die Hooks, die Internationalität funktionieren von Stuttgart bis Verdun, vom milchgesichtigen Hipster bis zum älteren türkischen Typen, der auf einmal ekstatisch zu tanzen beginnt. „Es geht um Unbekümmertheit. Darum, lockerer mit etwas umzugehen, das einem nicht sofort vertraut ist ‟, sagt David. Besonders intensiv erinnert er sich an ein ENGIN-Konzert im Güneş Theater in Frankfurt. „Das Publikum hatte sofort einen Zugang zu unserer Musik. Da lag ein Knistern in der Luft."