„Jalousie“ Tournee 2016

Die Gruppe MESSER kommt aus Münster. Das Demotape und die Single haben schon einige Wellen geschlagen. Erste Assoziationen sind Blumfeld (ganz frühe) und Fehlfarben (die erste). Manche fühlen sich durch den Gesang auch erinnert an Rio Reiser. Kann man sich bestimmt drüber streiten. Manchmal schimmert durch: die Kolossale Jugend. Aber, wie sagt man: hinten hat der Fuchs die Eier.
MESSER sind spröde, klirrig, rätselhaft, versplittert. Trotzdem rollt die Platte ungemein. Die Beats sind zackig, der Bass treibt kompromisslos die Herde vor sich her. Melodisch, aber vor allem tight. Die Gitarre scheint sich aber immer wieder höhnisch zu entziehen, in luftige Delay- und Geräusch-Wabereien. Und da merkt man, dass das andere Standbein MESSER ganz woanders, nun ja, steht, als „nur“ im (deutschen) Post-Punk der 1980er/1990er: Neu! oder Can findet man hier genauso.
Dunkel ist es bei MESSER dennoch, Improvisation ist hier nie hippiesk, sondern immer fiebertraumhaft und monoton, da sind Expressionisten am Werk. Also: „Der Künstler möchte sein Erlebnis für den Betrachter darstellen“ (Wikipedia). Nervöse Zweifel also als Grundriss, ab und an gefüllt mit rätselhaft Fluffigem, darüber bildhafte, dunkle Texte, alles geformt zu einer ausgezeichneten Klinge. Die wahlweise in der Küchenschublade oder an Deinem Hals zu finden ist. Ich denke an Opium, die Weimarer Republik, die Surrealisten, die alles Bürgerliche vernichten wollten. Schlaflosigkeit, Ablehnung, Distanz, Sturheit, nicht mitmachen wollen. Klingt manchmal durch die Wiederholung sehr müde, dann wieder sehr wütend. Morbide Faszination an der Depression. Im Schwindel.
MESSER singen über „die Wut, die mich zerfrisst, weil das Leben eine Lüge ist“. Und weil richtige, nicht inszenierte Wut heutzutage in Musik nicht mehr recht vorkommen mag, haben die Münsteraner die Meinungen der Fachpresse und Musikliebhaber so gespalten, wie kaum eine andere Band dieses Jahr.

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„Jalousie“ Tournee 2016

Die Gruppe MESSER kommt aus Münster. Das Demotape und die Single haben schon einige Wellen geschlagen. Erste Assoziationen sind Blumfeld (ganz frühe) und Fehlfarben (die erste). Manche fühlen sich durch den Gesang auch erinnert an Rio Reiser. Kann man sich bestimmt drüber streiten. Manchmal schimmert durch: die Kolossale Jugend. Aber, wie sagt man: hinten hat der Fuchs die Eier.
MESSER sind spröde, klirrig, rätselhaft, versplittert. Trotzdem rollt die Platte ungemein. Die Beats sind zackig, der Bass treibt kompromisslos die Herde vor sich her. Melodisch, aber vor allem tight. Die Gitarre scheint sich aber immer wieder höhnisch zu entziehen, in luftige Delay- und Geräusch-Wabereien. Und da merkt man, dass das andere Standbein MESSER ganz woanders, nun ja, steht, als „nur“ im (deutschen) Post-Punk der 1980er/1990er: Neu! oder Can findet man hier genauso.
Dunkel ist es bei MESSER dennoch, Improvisation ist hier nie hippiesk, sondern immer fiebertraumhaft und monoton, da sind Expressionisten am Werk. Also: „Der Künstler möchte sein Erlebnis für den Betrachter darstellen“ (Wikipedia). Nervöse Zweifel also als Grundriss, ab und an gefüllt mit rätselhaft Fluffigem, darüber bildhafte, dunkle Texte, alles geformt zu einer ausgezeichneten Klinge. Die wahlweise in der Küchenschublade oder an Deinem Hals zu finden ist. Ich denke an Opium, die Weimarer Republik, die Surrealisten, die alles Bürgerliche vernichten wollten. Schlaflosigkeit, Ablehnung, Distanz, Sturheit, nicht mitmachen wollen. Klingt manchmal durch die Wiederholung sehr müde, dann wieder sehr wütend. Morbide Faszination an der Depression. Im Schwindel.
MESSER singen über „die Wut, die mich zerfrisst, weil das Leben eine Lüge ist“. Und weil richtige, nicht inszenierte Wut heutzutage in Musik nicht mehr recht vorkommen mag, haben die Münsteraner die Meinungen der Fachpresse und Musikliebhaber so gespalten, wie kaum eine andere Band dieses Jahr.

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