Wer seinen Namen kennt, sagt vielleicht dies: Kenn ich, weiß ich, war ich schon, got the T-Shirt. Alle anderen googeln und finden diesen Unsinn: „Anthony Fitzgerald, geboren am 25. April 1943 in Conisbrough, England, ist ein britischer Schlagersänger.“ Ebenso gut könnte man Dean Martin ob seiner Auftritte am Barwagens des Rat Pack als amerikanischen Getränkekellner bezeichnen. Mit seinem neuen Album „Now’s The Time“ installiert sich Fitzgerald, besser bekannt als TONY CHRISTIE, in völlig neuem Segment. In einer Art britischem Postkolonialismus, der musikalisch irgendwo zwischen James Bond, Las Vegas und dem Londoner Westend der Roaring Sixties verortet ist, ohne deshalb nach Rückschau zu riechen. War Tom Jones mit „Kiss“ und „Sex Bomb“ der große Befreiungsschlag gelungen, schafft Christie denselben jetzt, ein paar Jahre später. „Now’s The Time“ dürfte zu den ganz großen Überraschungen der Saison werden, denn niemand hatte Ähnliches erwartet.

Nachdem Christie 1971 mit „This Is The Way To Amarillo“ zwar in Deutschland die Nummer 1 der Charts, in seiner Heimat England aber „nur“ die Nummer 18 war, musste er 34 Jahre warten, bis ihm auch im UK der Spitzenplatz gelang – mit einer Neuauflage von „Amarillo“. Das allerdings war weder ein großes Wagnis, noch ein veritabler Neubeginn. Beides traut sich TONY CHRISTIE nun mit „Now’s TheTime“ zu – und wir trauen unseren Ohren nicht. Das geht schon mit dem Titeltrack und Opener los und wird erst elf bravourös auf Angriff spielende Songs später ein Ende finden. Befeuert von punktgenauen Bläsersätzen und grollenden Bässen, von schwülen Background-Chorälen und wunderbar trockenen Beats erblüht Christie als Edel-Crooner mit Schmacht, Wucht und Witz in der bestens erhaltenen Stimme. Geholfen haben dem 68jährigen Engländer beim Start in ein hoffentlich üppiges Spätwerk neben seinen Produzenten Richard Barratt und Mike Ward auch Jarvis Cocker und Roisin Murphy, daraus allein aber erklären zu wollen, weshalb Christie heute bellt wie ein junger Hund, wäre nicht denkbar.

Klein gedacht hat TONY CHRISTIE bei diesem Werk an keiner Stelle. Selbst eine geschrammelte Akustikgitarre schwingt sich hier zur Wall of Sound empor, gut die Hälfte seiner Songs rollt so atemlos durch die schönsten Patterns von Northern Soul und British Beat, dass mit ihnen die spannendsten Filmthriller der Sechziger wie auch die von heute mit brillanten Soundtracks zu versorgen wären. Anstatt sein 50. Bühnen-Jubiläum und vier Jahrzehnte als britische Gesangs-Ikone mit einem geschmackvoll in Erinnerungen schwelgenden Album zu feiern, rennt TONY CHRISTIE lieber Grenzbarrieren nieder und könnte so demnächst noch Einzug in den Clubs seiner Enkel halten. Und wie kommentiert der Meister selbst? „Dieses Album“, sagt TONY CHRISTIE, „hat mir die Chance gegeben, einfach ich selbst zu sein. Was könnte aufregender sein?“ Genauso souverän, allerdings viel aufregender klingt „Now’s The Time“.

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Tony Christie

Wer seinen Namen kennt, sagt vielleicht dies: Kenn ich, weiß ich, war ich schon, got the T-Shirt. Alle anderen googeln und finden diesen Unsinn: „Anthony Fitzgerald, geboren am 25. April 1943 in Conisbrough, England, ist ein britischer Schlagersänger.“ Ebenso gut könnte man Dean Martin ob seiner Auftritte am Barwagens des Rat Pack als amerikanischen Getränkekellner bezeichnen. Mit seinem neuen Album „Now’s The Time“ installiert sich Fitzgerald, besser bekannt als TONY CHRISTIE, in völlig neuem Segment. In einer Art britischem Postkolonialismus, der musikalisch irgendwo zwischen James Bond, Las Vegas und dem Londoner Westend der Roaring Sixties verortet ist, ohne deshalb nach Rückschau zu riechen. War Tom Jones mit „Kiss“ und „Sex Bomb“ der große Befreiungsschlag gelungen, schafft Christie denselben jetzt, ein paar Jahre später. „Now’s The Time“ dürfte zu den ganz großen Überraschungen der Saison werden, denn niemand hatte Ähnliches erwartet.

Nachdem Christie 1971 mit „This Is The Way To Amarillo“ zwar in Deutschland die Nummer 1 der Charts, in seiner Heimat England aber „nur“ die Nummer 18 war, musste er 34 Jahre warten, bis ihm auch im UK der Spitzenplatz gelang – mit einer Neuauflage von „Amarillo“. Das allerdings war weder ein großes Wagnis, noch ein veritabler Neubeginn. Beides traut sich TONY CHRISTIE nun mit „Now’s TheTime“ zu – und wir trauen unseren Ohren nicht. Das geht schon mit dem Titeltrack und Opener los und wird erst elf bravourös auf Angriff spielende Songs später ein Ende finden. Befeuert von punktgenauen Bläsersätzen und grollenden Bässen, von schwülen Background-Chorälen und wunderbar trockenen Beats erblüht Christie als Edel-Crooner mit Schmacht, Wucht und Witz in der bestens erhaltenen Stimme. Geholfen haben dem 68jährigen Engländer beim Start in ein hoffentlich üppiges Spätwerk neben seinen Produzenten Richard Barratt und Mike Ward auch Jarvis Cocker und Roisin Murphy, daraus allein aber erklären zu wollen, weshalb Christie heute bellt wie ein junger Hund, wäre nicht denkbar.

Klein gedacht hat TONY CHRISTIE bei diesem Werk an keiner Stelle. Selbst eine geschrammelte Akustikgitarre schwingt sich hier zur Wall of Sound empor, gut die Hälfte seiner Songs rollt so atemlos durch die schönsten Patterns von Northern Soul und British Beat, dass mit ihnen die spannendsten Filmthriller der Sechziger wie auch die von heute mit brillanten Soundtracks zu versorgen wären. Anstatt sein 50. Bühnen-Jubiläum und vier Jahrzehnte als britische Gesangs-Ikone mit einem geschmackvoll in Erinnerungen schwelgenden Album zu feiern, rennt TONY CHRISTIE lieber Grenzbarrieren nieder und könnte so demnächst noch Einzug in den Clubs seiner Enkel halten. Und wie kommentiert der Meister selbst? „Dieses Album“, sagt TONY CHRISTIE, „hat mir die Chance gegeben, einfach ich selbst zu sein. Was könnte aufregender sein?“ Genauso souverän, allerdings viel aufregender klingt „Now’s The Time“.

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