Das Frühstück, soviel ist klar, ist die wichtigste Mahlzeit des Tages. Doch kommt es auch da auf den Inhalt an. Werden fade Frühstücksflocken geboten oder ergiebige Eierkuchen? Gibt es lasches Wasser aus dem Hahn oder duftenden Kaffee? Und dudelt aus dem Radio das Schlimmste der Achtziger, Neunziger und das Ödeste von heute oder dringen pure Klänge mit kräftigen, leidenschaftlichen und ehrlichen Texten ans Ohr?

Letzteres ist – jedenfalls im Frühstücksradio – äußerst unwahrscheinlich, und deshalb ist es gut, dass es FLIMMERFRÜHSTÜCK nun endlich auch auf Platte gibt. »In allen meinen Liedern« heißt das erste große Album der vier Leipziger Jungs, und bevor es gleich zu Beginn Fragen gibt: FLIMMERFRÜHSTÜCK heißen FLIMMERFRÜHSTÜCK. Das war schon immer so und muss nicht weiter erklärt werden. Weil es keine Erklärung braucht. Warum, weiß niemand mehr, nicht einmal die Bandgründer. Aber der Name ist so unverwechselbar, dass er als eine der wenigen die Band betreffenden Dinge nie zur Debatte stand.

FLIMMERFRÜHSTÜCK – das sind Lothar, Karl, Mark und Fabian, vier Mittzwanziger aus Leipzig, die aus den Zutaten Indie, Pop und Jazz und gewürzt mit deutschen Texten ein Menü für die Ohren schaffen, dass das Zeug zum Leibgericht hat. Selbstbewusst und elegant servieren sie frischen Pop und freche Balladen, die in ihrer Mischung nicht nur sämtliche musikalische Geschmacksknospen öffnen, sondern das Küchen-Kunststück vollbringen, zur gleichen Zeit zu sättigen und unbändigen Hunger auf mehr zu machen.

»Was die Musik betrifft, waren wir stilistisch nie völlig festgelegt, es hat sich einfach irgendwann so ergeben«, sagt Lothar, der die Band mit Karl vor vier Jahren gründete. Ganz im Gegensatz zu den Texten, die seit Anfang an ausschließlich deutsch sind. »Das war kein Konzept, sondern es ging nur so.« Lothar schreibt und komponiert fast alle Titel selbst. Er hat es ein einziges Mal auf Englisch versucht und es sofort wieder gelassen. »Songtexte auf Englisch klingen ganz schnell ganz banal, ohne dass es sofort auffällt. Im Deutschen müssen die Liedzeilen stimmen, es muss konkret sein, und man kann sich nicht rausmogeln.« Und nur so erreichen sie satten Klang statt fadem Fastfood. Auf “In allen meinen Liedern“ ist jeder Titel eine ganz eigene Kreation, die bisher in keinem Lieder-Kochbuch steht. Die zwölf Songs handeln von den zwei großen Ls der Menschheit: dem Leben und der Liebe. Natürlich sind beide schon sehr oft konzertant kredenzt worden, aber wohl noch nie so keck und ehrlich und zugleich so wahr und tiefgründig wie hier.

Die Lieder von FLIMMERFRÜHSTÜCK sind pur und gehaltvoll, ohne Zusatzstoffe und voller Geschmack und sie bedürfen deshalb auch keiner weiteren Erklärung. Denn nie wurde die Liebe wahrer besungen als hier: „Wie gut leben wirklich funktioniert / Kann ich in zwei kurzen Sätzen formulieren / Ich möchte lieben wie von Hochhäusern schauen / Und dann bei mir mit ihr / Charlie-Parker-Platten hören“.

Musikalische Vorbilder haben die vier Leipziger keine. Inspiration aber fi nden sie in den Texten von Wolf Biermann, Manfred Krug und Reinhard Mey sowie in der Musik der Beatles, von James Brown, Jimi Hendrix und Tom Waits. Entscheidend aber ist – wie in der Küche auch – die Einstellung, ganz wie es in ihrem vierten Album-Titel heißt: »Ganz egal was Du auch tust / Und wie oft Du es versuchst / Tu’s nicht ohne Liebe«. Seit vier Jahren machen FLIMMERFRÜHSTÜCK Musik in verschiedensten Besetzungen, aber immer mit einer an Selbstaufgabe grenzenden Leidenschaft. Sie bewarben sich bei zig Band-Wettbewerben, fuhren auf selbst organisierte Deutschland-Tourneen, nahmen in Eigenregie zwei Alben auf, deren Titel „Keine Panik“ und „Augenwischerei“ wiederum ihre jeweilige Gefühlslage treffend wiedergaben.

»Wir haben überall gespielt«, sagt Lothar. „Auf Straßenfesten, beiGeburtstagen, in Clubs und Kneipen.“ Die Resonanz war stets die gleiche. „Vor dem Gig mussten wir unsere Getränke immer selber zahlen, hinterher wurden wir von den Club-Besitzern eingeladen. Die Leute rissen uns die Platten aus den Händen, und wir waren jedes Mal aufs Neue überrascht.“ Der Zuspruch nährte die Motivation, Aufgeben kam nie in Frage. Weshalb die vier auch nach wie vor Studenten sind. Die Fächer Musik, Sprachen, Soziologie und Lehramt harren in unterschiedlichsten Fortschrittstadien ihrer Fertigstellung. Formvollendet wurde bisher immer nur die Band, und das zahlte sich im vergangenen Jahr schließlich aus. FLIMMERFRÜHSTÜCK gewannen den Leipziger Band-Wettbewerb „Courage zeigen“, verschickten daraufhin ihre Songs und selbstgedrehten Videos an um die sechzig Indie-Labels, fuhren die meisten davon auch noch persönlich ab und ließen lediglich Universal aus. »Haus zu groß, Fassade zu mächtig«, erklärt Karl. „Wir hatten ordentlich Respekt“, sagt Lothar. Schließlich aber, und das nennt man wohl Ironie der Geschichte, landeten sie genau hier, vermittelt durch Grant Michael B., der auch Sasha (Dick Brave) produziert und der als einziger stets auf FLIMMERFRÜHSTÜCK-E-Mails antwortete. Die Band mixte, arrangierte und sortierte auch mit Hilfe von Swen Meyer (Kettcar, Tomte) neu. Sie waren mal sieben Musiker mit mindestens so vielen Instrumenten. Doch weil viele Köche den Brei verderben, blieben letztlich vier mit Bass, Saxophon, Schlagzeug und Klavier. „Jetzt funktioniert alles reibungslos und schneller“, sagt Lothar. „Die Dinge fügen sich“, ergänzt Karl. Und das zum Besten. Musikalisch warfen sie allen Ballast über Bord. Herausgekommen ist ein geschmackvolles Album für Liebhaber des Pop irgendwo zwischen Clueso und Peter Fox, das an keiner Stelle Mainstream, sondern durchgängig klar komponiert und betörend schön ist. Wer Zeilen wie „Das ist der schönste Planet / Aber nur dank Dir“ und „Ich denke das wird ein folgenreicher Sommer / Weil wir jung sind und frei“ singt, braucht keine Geschmacksverstärker. „Jedes dieser Lieder hat einen konkreten Anlass“, sagt Texter Lothar. Und so haben sie ihre eigenen Erfahrungen mit Frauen und Freunden vertont, vollkommen ehrlich, ungeschönt und von so tiefer Wahrheit, dass man zur gleichen Zeit zustimmen und widersprechen will: Man hat das alles schon erlebt und will es häufig doch nicht wahrhaben. „Wie du ein Drama fabrizierst / Und dauernd diskutierst / Und dir selber widersprichst“, heißt es in „Augenwischerei“ und „Schon von Geburt an war klar / Dir scheint die Sonne aus dem Arsch“ in „Freund“, das mit der Zeile „Wie bin ich froh, dass meine Freunde Loser sind / weil ich weiß, dass auch bei denen nicht alles stimmt“ endet. Als Zwischengang kredenzen die Flimmerfrühstücker wunderbar komische Arrangements, wie in „Aurelie“, von der schon Wir sind Helden sangen und deren Lied die Band nun so fortsetzt: „Aurelie hat jetzt kapiert / Wie die Liebe funktioniert“ – wohl auch, weil sie „Nach fuhrn wir mit dreißig / Auf dem Mofa durch Leipzig“ mitgenommen wurde. Die Liebe zu der einen Frau bleibt das Leit-Motiv, das sie auf dem Album auch direkt ansprechen: „In allen meinen Liedern geht es immer nur um Dich“. Der Titel war bei mehr als hundert Konzerten stets das erste Lied, auf ihrem Album ist er nun, neu arrangiert, der Schluss-Song, quasi das krönende Dessert, die Essenz ihres momentanen Schaffens.

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Flimmerfrühstück

Das Frühstück, soviel ist klar, ist die wichtigste Mahlzeit des Tages. Doch kommt es auch da auf den Inhalt an. Werden fade Frühstücksflocken geboten oder ergiebige Eierkuchen? Gibt es lasches Wasser aus dem Hahn oder duftenden Kaffee? Und dudelt aus dem Radio das Schlimmste der Achtziger, Neunziger und das Ödeste von heute oder dringen pure Klänge mit kräftigen, leidenschaftlichen und ehrlichen Texten ans Ohr?

Letzteres ist – jedenfalls im Frühstücksradio – äußerst unwahrscheinlich, und deshalb ist es gut, dass es FLIMMERFRÜHSTÜCK nun endlich auch auf Platte gibt. »In allen meinen Liedern« heißt das erste große Album der vier Leipziger Jungs, und bevor es gleich zu Beginn Fragen gibt: FLIMMERFRÜHSTÜCK heißen FLIMMERFRÜHSTÜCK. Das war schon immer so und muss nicht weiter erklärt werden. Weil es keine Erklärung braucht. Warum, weiß niemand mehr, nicht einmal die Bandgründer. Aber der Name ist so unverwechselbar, dass er als eine der wenigen die Band betreffenden Dinge nie zur Debatte stand.

FLIMMERFRÜHSTÜCK – das sind Lothar, Karl, Mark und Fabian, vier Mittzwanziger aus Leipzig, die aus den Zutaten Indie, Pop und Jazz und gewürzt mit deutschen Texten ein Menü für die Ohren schaffen, dass das Zeug zum Leibgericht hat. Selbstbewusst und elegant servieren sie frischen Pop und freche Balladen, die in ihrer Mischung nicht nur sämtliche musikalische Geschmacksknospen öffnen, sondern das Küchen-Kunststück vollbringen, zur gleichen Zeit zu sättigen und unbändigen Hunger auf mehr zu machen.

»Was die Musik betrifft, waren wir stilistisch nie völlig festgelegt, es hat sich einfach irgendwann so ergeben«, sagt Lothar, der die Band mit Karl vor vier Jahren gründete. Ganz im Gegensatz zu den Texten, die seit Anfang an ausschließlich deutsch sind. »Das war kein Konzept, sondern es ging nur so.« Lothar schreibt und komponiert fast alle Titel selbst. Er hat es ein einziges Mal auf Englisch versucht und es sofort wieder gelassen. »Songtexte auf Englisch klingen ganz schnell ganz banal, ohne dass es sofort auffällt. Im Deutschen müssen die Liedzeilen stimmen, es muss konkret sein, und man kann sich nicht rausmogeln.« Und nur so erreichen sie satten Klang statt fadem Fastfood. Auf “In allen meinen Liedern“ ist jeder Titel eine ganz eigene Kreation, die bisher in keinem Lieder-Kochbuch steht. Die zwölf Songs handeln von den zwei großen Ls der Menschheit: dem Leben und der Liebe. Natürlich sind beide schon sehr oft konzertant kredenzt worden, aber wohl noch nie so keck und ehrlich und zugleich so wahr und tiefgründig wie hier.

Die Lieder von FLIMMERFRÜHSTÜCK sind pur und gehaltvoll, ohne Zusatzstoffe und voller Geschmack und sie bedürfen deshalb auch keiner weiteren Erklärung. Denn nie wurde die Liebe wahrer besungen als hier: „Wie gut leben wirklich funktioniert / Kann ich in zwei kurzen Sätzen formulieren / Ich möchte lieben wie von Hochhäusern schauen / Und dann bei mir mit ihr / Charlie-Parker-Platten hören“.

Musikalische Vorbilder haben die vier Leipziger keine. Inspiration aber fi nden sie in den Texten von Wolf Biermann, Manfred Krug und Reinhard Mey sowie in der Musik der Beatles, von James Brown, Jimi Hendrix und Tom Waits. Entscheidend aber ist – wie in der Küche auch – die Einstellung, ganz wie es in ihrem vierten Album-Titel heißt: »Ganz egal was Du auch tust / Und wie oft Du es versuchst / Tu’s nicht ohne Liebe«. Seit vier Jahren machen FLIMMERFRÜHSTÜCK Musik in verschiedensten Besetzungen, aber immer mit einer an Selbstaufgabe grenzenden Leidenschaft. Sie bewarben sich bei zig Band-Wettbewerben, fuhren auf selbst organisierte Deutschland-Tourneen, nahmen in Eigenregie zwei Alben auf, deren Titel „Keine Panik“ und „Augenwischerei“ wiederum ihre jeweilige Gefühlslage treffend wiedergaben.

»Wir haben überall gespielt«, sagt Lothar. „Auf Straßenfesten, beiGeburtstagen, in Clubs und Kneipen.“ Die Resonanz war stets die gleiche. „Vor dem Gig mussten wir unsere Getränke immer selber zahlen, hinterher wurden wir von den Club-Besitzern eingeladen. Die Leute rissen uns die Platten aus den Händen, und wir waren jedes Mal aufs Neue überrascht.“ Der Zuspruch nährte die Motivation, Aufgeben kam nie in Frage. Weshalb die vier auch nach wie vor Studenten sind. Die Fächer Musik, Sprachen, Soziologie und Lehramt harren in unterschiedlichsten Fortschrittstadien ihrer Fertigstellung. Formvollendet wurde bisher immer nur die Band, und das zahlte sich im vergangenen Jahr schließlich aus. FLIMMERFRÜHSTÜCK gewannen den Leipziger Band-Wettbewerb „Courage zeigen“, verschickten daraufhin ihre Songs und selbstgedrehten Videos an um die sechzig Indie-Labels, fuhren die meisten davon auch noch persönlich ab und ließen lediglich Universal aus. »Haus zu groß, Fassade zu mächtig«, erklärt Karl. „Wir hatten ordentlich Respekt“, sagt Lothar. Schließlich aber, und das nennt man wohl Ironie der Geschichte, landeten sie genau hier, vermittelt durch Grant Michael B., der auch Sasha (Dick Brave) produziert und der als einziger stets auf FLIMMERFRÜHSTÜCK-E-Mails antwortete. Die Band mixte, arrangierte und sortierte auch mit Hilfe von Swen Meyer (Kettcar, Tomte) neu. Sie waren mal sieben Musiker mit mindestens so vielen Instrumenten. Doch weil viele Köche den Brei verderben, blieben letztlich vier mit Bass, Saxophon, Schlagzeug und Klavier. „Jetzt funktioniert alles reibungslos und schneller“, sagt Lothar. „Die Dinge fügen sich“, ergänzt Karl. Und das zum Besten. Musikalisch warfen sie allen Ballast über Bord. Herausgekommen ist ein geschmackvolles Album für Liebhaber des Pop irgendwo zwischen Clueso und Peter Fox, das an keiner Stelle Mainstream, sondern durchgängig klar komponiert und betörend schön ist. Wer Zeilen wie „Das ist der schönste Planet / Aber nur dank Dir“ und „Ich denke das wird ein folgenreicher Sommer / Weil wir jung sind und frei“ singt, braucht keine Geschmacksverstärker. „Jedes dieser Lieder hat einen konkreten Anlass“, sagt Texter Lothar. Und so haben sie ihre eigenen Erfahrungen mit Frauen und Freunden vertont, vollkommen ehrlich, ungeschönt und von so tiefer Wahrheit, dass man zur gleichen Zeit zustimmen und widersprechen will: Man hat das alles schon erlebt und will es häufig doch nicht wahrhaben. „Wie du ein Drama fabrizierst / Und dauernd diskutierst / Und dir selber widersprichst“, heißt es in „Augenwischerei“ und „Schon von Geburt an war klar / Dir scheint die Sonne aus dem Arsch“ in „Freund“, das mit der Zeile „Wie bin ich froh, dass meine Freunde Loser sind / weil ich weiß, dass auch bei denen nicht alles stimmt“ endet. Als Zwischengang kredenzen die Flimmerfrühstücker wunderbar komische Arrangements, wie in „Aurelie“, von der schon Wir sind Helden sangen und deren Lied die Band nun so fortsetzt: „Aurelie hat jetzt kapiert / Wie die Liebe funktioniert“ – wohl auch, weil sie „Nach fuhrn wir mit dreißig / Auf dem Mofa durch Leipzig“ mitgenommen wurde. Die Liebe zu der einen Frau bleibt das Leit-Motiv, das sie auf dem Album auch direkt ansprechen: „In allen meinen Liedern geht es immer nur um Dich“. Der Titel war bei mehr als hundert Konzerten stets das erste Lied, auf ihrem Album ist er nun, neu arrangiert, der Schluss-Song, quasi das krönende Dessert, die Essenz ihres momentanen Schaffens.

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